Da brachen die Israeliten auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege und redete wider Gott und wider Mose: Warum hast du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise. Da sandte der Herr feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte den Herrn, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk. Da sprach der Herr zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.
„I did it my way!“*
So singt es Frank Sinatra, und ich gehe mal davon aus, liebe Gemeinde, dass die meisten von euch dieses Stück oder zumindest diesen Text schon mal gehört haben. „I did it my way“, zu Deutsch: “Ich habe es auf meiner Art und Weise getan.“
Sinatra singt diesen Text als Rückblick auf sein Leben und seine Kariere. Und ich meine, dass man eine gewisse Zufriedenheit, ja auch ein wenig Stolz raushören kann. Auch ein bisschen Melancholie. Vielleicht auch ein wenig Überheblichkeit. Ich habe die Dinge auf meiner Art und Weise erledigt, anders, als die anderen. Anders, als erwartet. I did it my way.
Wenn ich diesen Text für die heutige Predigt aus 4. Mose 21 lese, dann sehe ich vor meinem inneren Auge, wie Gott diese Melodie von Sinatra im Hintergrund summt. „I did it my way.“ Weil, sind wir mal ehrlich, das ist schon eine recht merkwürdige, um nicht zu sagen eigenwillige Art und Weise, ein Problem zu lösen, oder? Eine eherne Schlange, die auf einer Stange hoch aufgerichtet ist, und dabei Leben retten soll? Wie merkwürdig ist das denn! Welch bizarre Geschichte! Wie kommt man denn auf so etwas?
Wir haben es gehört: Die Israeliten sind wieder mal am Murren. Sie murren gegen Gott und gegen Mose. Warum habt ihr uns aus Ägypten geführt? Da hatten wir wenigstens noch zu essen. Hier ist gar nichts mehr! Kein Brot, kein Wasser. Und dieses Manna, dass Gott uns da schickt, das mögen wir nicht mehr sehen…
Es ist die alte Geschichte vom Volk Israel, dass sich von seiner undankbaren und untreuen Seite zeigt. Und als Antwort darauf, schickt Gott feurige Schlangen – mit anderen Worten giftige Schlangen, die mit einem Biss töten können.
Nun kennt man solche Tiere hier in Deutschland zum Glück nicht. Aber glaubt mir, da wo ich herkomme, da gibt es Giftschlangen zuhauf! Und man hat schon wirklich Angst davor, von solch einem Viech erwischt zu werden. Ich habe es sogar mal erlebt, dass einer vor meinen Augen gepickt wurde. Das war eine wirklich unschöne und heikle Situation.
Auch hier, wir haben es soeben gehört, sterben viele Israeliten. Aber: sie sehen ein, dass sie gesündigt haben! Dass sie nicht hätten murren dürfen! Dass sie sich hätten dankbar zeigen müssen! „Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte den Herrn, dass er die Schlangen von uns nehme.“
Wenn ich in dieser Situation das Sagen gehabt hätte, wenn ich es auf „meiner“ Art und Weise hätte tun können, wären die Schlangen einfach weg. Ganz einfach. Die Israeliten hatten ihre Sünde ja erkannt und bekannt, hatten um Vergebung gebeten – da kann man doch die Plage einfach abwenden. Und schon wäre die Sache beendet.
Aber Gott hat andere Pläne. Er summt eine andere Melodie. I did it my way. Er lässt die Schlangen dort, wo sie sind! Alle! Er lässt diese giftigen Viecher dort, wo sie nach wie vor großen Schaden anrichten können. Inmitten des Volkes Israel.
Aber: Er lässt dieses merkwürdige und eigenwillige Symbol der ehernen Schlange aufrichten. Und er lässt durch Mose ankündigen: Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben.
Gott, nimmt doch einfach die Schlangen weg! Das ist doch der einfachste Weg! Nimm sie weg, lass es sein! Aber nein, sie bleiben…
Ihr Lieben, wir haben es in den letzten Wochen immer wieder gehört, wir hören es heute wieder: Gott nimmt das Leid in unserem Leben nicht unbedingt weg. Aber er gesellt sich zu uns in unserem Leid. Er nimmt die Sorgen und Nöte nicht unbedingt weg, aber er schenkt Hoffnung und Trost. Er lässt die Schlangen nicht verschwinden, aber er gibt das Gegengift.
Ich weiß nicht, wie bei dir in deinem Leben die Giftschlangen aussehen. Ich weiß nicht, was du für Leid und Schmerz mit dir herumträgst. Aber ich meine zu wissen, dass es in diesen nicht ganz einfachen Zeiten gefühlt überall Schlangen gibt! Es hört einfach nicht auf! Sie sind überall! Große, hässliche Schlangen, die man von weiten schon sehen kann; kleine, listige, die getarnt vor den Füßen liegen. Feurige Schlangen, deren Biss höllisch weh tut. Überall sind sie!
Aber: I did it my way, sagt Gott. Wir haben es soeben gehört: „Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“ Oder wie es im Neuen Testament heißt: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Gott hat damals in der Wüste gezeigt, was er vorhat! Er hat damals, mit diesem merkwürdigen und eigenwilligen Symbol der ehernen Schlange gezeigt, wie es eines Tages auf Golgotha sein wird! Statt einer Schlange, wird er seinen eigenen Sohn ans Kreuz schlagen lassen - auch das merkwürdig und eigenwillig. Aber auch da: alle, die auf ihn blicken, werden leben. „Damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Ihr Lieben, die Schlangen bleiben. Damit werden wir uns abfinden müssen. Aber, wir haben das Gegenmittel. Wir werden leben, weil wir auf Christus schauen. I did it my way – dafür sei Gott Lob und Preis!
Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Pastor Roland C. Johannes
März 2023