Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.
Liebe Gemeinde,
wer bei Facebook oder WhatsApp oder Instagram unterwegs ist, der wird die vielen kleinen und netten Mutmacher kennen, die heutzutage munter hin- und hergeschickt werden. Mutmacher wie „Du schaffst das!“ oder „Glaube fest an dich, dann ist alles möglich!“ Oder: „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“ Neulich bekam ich den hier: „Manchmal sollte man weder mit noch gegen den Strom schwimmen, sondern einfach mal aus dem Fluss klettern und Pause machen!“ Auch schön.
Diese Mutmacher sind alle ja sehr lieb und gut gemeint, keine Frage! Aber ich bekomme das Gefühl, dass wir so sehr mit diesen Dingern überschüttet werden, dass wir sie zunehmend ignorieren. Wir werden so zugemüllt, dass wir für die netten Botschaften einfach nicht mehr empfänglich sind. Zumindest geht es mir so. Und seitdem wir diese Bilder und Sprüche immer und überall auf unseren Handys dabeihaben und sofort an endlos viele Menschen weiterleiten können, desto oberflächiger wird das Ganze. Je mehr Nachrichten, desto weniger Aufmerksamkeit.
Ich habe auch das Gefühl, dass wir uns oftmals dadurch selbst überzeugen wollen, dass alles ok sein wird. Es wird alles gut! Mach dir keine Sorgen, sei erfolgreich, sei selbstbewusst, sei du selbst! Wir versuchen verzweifelt, uns selbst davon zu überzeugen, dass alles gut wird. Aber eigentlich sind wir im Panikmodus!
Heute morgen bekommen wir auch einen Mutmacher zugeschickt. Ein Mutmacher von Gott selbst. Und es wäre gut, wenn wir alles andere ausblenden und dem unsere volle Aufmerksamkeit schenken würden. Das hier sind nämlich keine lieb gemeinten aber völlig überflüssigen Sprüche, sondern ganz ernste und tiefgreifende Botschaften, die viel mehr können, als nur für eine kurze Zeit aufzumuntern.
Wir haben soeben in der Evangeliumslesung einen Mutmacher bekommen: „Sorget nicht!“ Und, damit das Bild auch recht schön und ansprechend ist, redet Gott dort auch noch von hübschen Blumen, oder von Vögel unter dem Himmel. Sorget nicht, lautet die Botschaft. 30Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?
Es ist ja so, dass wir Menschen diese Mutmacher durchaus auch gezielt verschicken. Vielleicht haben wir einen Freund oder eine Freundin, der es grad nicht so gut geht. Familienmitglieder, die Schweres durchmachen müssen. Dann schicken wir – wenn es angebracht ist – auch mal einen Mutmacher. Und der kann durchaus viel Positives bewirken. Besonders dort, wo es gezielt und wohlüberlegt geschieht, da kann solch ein Mutmacher wirklich Mut machen!
Gott schickt uns heute morgen ebenfalls diesen Mutmacher: „Sorget nicht!“ Und wir bekommen diesen Mutmacher, weil Gott genau weiß, dass wir es dringend brauchen. Ganz persönlich und gezielt bekommst du heute diese Botschaft. Nicht über Facebook oder WhatsApp oder Instagramm, sondern durch Gottes lebendiges, heiliges Wort. „Sorget nicht!“
Und vielmehr noch: er schickt uns sogar eine Anleitung, wie das geschehen kann! Es ist ja sehr leicht zu sagen: „Sorget nicht! Habt keine Angst! Seid tapfer!“ Es ist leichter gesagt als getan, dass werdet ihr alle sehr wohl wissen. Das geht nicht einfach per Knopfdruck. Darum sagt Gott nicht einfach: Sorget nicht!, sondern er sagt auch: Ich werde für euch sorgen! Ihr braucht euch nicht zu sorgen, weil ich den Part übernehmen werde! Ich werde sorgen, dass ihr alles habt, was ihr zum Leben und zum Überleben braucht.
Und dann, wir haben es soeben im Predigttext gehört, zeigt Gott uns auch noch, wie wir das machen sollen, dieses „nicht sorgen“: Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen. Gott richtet unseren Blick neu aus: weg von uns selbst, weg von unseren irdischen Gütern, weg von unserem Geld und Hab und Gut, hin zu unserem Nächsten.
Sind wir mal ehrlich: Der Grund, warum wir uns so sehr sorgen, liegt ja oftmals darin, dass es so vieles gibt, über das wir uns sorgen könnten. So viel Hab und Gut, so viel Sicherheit, so viel irdische Güter (wir haben es in den letzten Wochen immer wieder gehört) – da können wir nicht anders, als uns Sorgen zu machen. Jesus sagt dazu, wenige Verse zuvor in Matthäus 6:
19Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. 20Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. 21Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Wir haben es in den letzten Wochen immer wieder gehört. Und am nächsten Sonntag, am Erntedankfest, da hat dieser kleine Themenkreis sozusagen seinen Höhepunkt: Wenn wir unser Hab und Gut teilen, dort wo es gebraucht wird, wenn wir lernen, gelassen und sorgenfrei zu werden über irdische Güter, wenn wir dankbar sind für das, was wir von Gott bekommen haben, dann können wir das auch, das mit dem „Sorget nicht!“.
Die meisten Mutmacher haben im Hintergrund irgendein schönes Bild oder sogar sanfte und beruhigende Musik. Unser Mutmacher, den wir heute von Gott bekommen, hat als Hintergrundbild ein Kreuz. Das Kreuz Jesu Christi. Das Kreuz, dass uns an die Liebe und Hingabe Gottes erinnert. Das Kreuz, dass uns die Vergebung unserer Sünden vor Augen führt. Das Kreuz, aus dem wir die Kraft schöpfen, unsere Blickrichtung zu ändern – weg von uns selbst. Das Kreuz, dass der Grund dafür ist, dass wir das auch glauben und darauf fest vertrauen dürfen: All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch!
Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. [Amen.]
Pastor Roland C. Johannes
September 2022