Gottes heiliges Wort für diese Predigt ist die Evangeliumslesung, die wir soeben gehört haben, aus Markus 16. Ich verlese noch einmal die ersten 4 Verse:
Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.
Der Herr segne an uns sein Wort. Amen.
Liebe Gemeinde,
„Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Das fragen sich die Frauen am frühen Ostermorgen.
Und du? Wie sieht es bei dir aus? Gibt es in deinem Leben einen Stein, der aus dem Weg gewälzt werden muss? Wie sieht er aus, dieser „Sorgenstein“? Vielleicht wie finanzielle Sorgen? Das kann tatsächlich ein recht großer und auch schwerer Stein sein. Oder vielleicht deine Gesundheit? Vielleicht ist deine Ehe kaputt? Stress in der Familie? Sorgen auf der Arbeit? Sorgen um den Frieden? Das sind alles ebenfalls große und schwere Steine, die nicht zu übersehen sind und die oftmals einfach nicht verschwinden wollen…
Nochmal: wie sieht der Stein bei dir in deinem Leben aus?
Der größte Stein, den wir alle in unserem Leben vor uns liegen haben, ist der Tod. Der Tod ist unbeweglich. Du kannst versuchen, ihn zu ignorieren, aber irgendwann wirst du doch drüber stolpern. Alle anderen Steine in deinem Leben, seien es finanzielle Sorgen, Gesundheit, Ehekrisen, Familienstress, sie sind nur Kies im vergleich zum Koloss, der sich „Tod“ nennt. Da führt kein Weg dran vorbei.
Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, hatten diesen Koloss kennengelernt. Sie standen am Karfreitag am Berg Golgatha, sie haben den Tod Jesu mit den eigenen Augen gesehen. Sie waren da, als sein Leichnam vom Kreuz genommen wurde. Sie waren dabei, als er beerdigt wurde. Der Evangelist Markus berichtet unmittelbar vor unserem Predigtabschnitt, im Kapitel 15, Vers 47: „Aber Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Joses, sahen, wo er hingelegt war.“ Sie waren Augenzeugen. Sie hatten es erlebt. Sie hatten die Schrecken des Todes gespürt.
Und nun ist es Sonntag morgen, und sie machen sich zusammen mit Salome auf zum Grab, nachdem sie – wie vom Gesetz vorgeschrieben – am Sabbath geruht hatten. Aber sie wissen ganz genau, dass der Stein, dieser riesengroßer und schwerer Grabstein, ihnen den Weg versperrt. Sie wissen ganz genau, dass sie diesen Stein nicht werden wegwälzen können. Sie machen sich sorgen. „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“
Ist doch erstaunlich, dass diese Frauen so denken! Sie kannten Jesus gut, sie hatten seine Reden gehört. Hatten mitbekommen, dass er – immer und immer wieder – gesagt hatte, dass er nach drei Tagen vom Tod auferstehen wird! Er hatte ihnen in aller Deutlichkeit gesagt, dass er nicht im Grab bleiben wird. Und, dass er Herr über Tod und Leben war, das hatte er schon bei der Auferweckung des Lazarus eindrucksvoll bewiesen! Auch das hatten sie gesehen!
Warum haben sie das nicht geglaubt? Wie konnten sie das nur vergessen? Hier sind sie dabei, teure wohlriechende Öle zu kaufen, damit sie Jesus salben konnten (so wie man das damals gemacht hat!** – das hätten sie sich doch alles sparen können! Wenn sie doch nur zugehört hätten …
Ihr Lieben, wenn wir uns im Schatten solcher großen Steine befinden, neigen auch wir dazu, zu vergessen. Wir sehen nur noch das Problem vor uns. Dieses große und scheinbar unbewegliche Problem, dass uns komplett vereinnahmt und uns alles andere ausblenden lässt. Dieser Stein, der dort liegt und uns den Weg versperrt. Nochmal: Wie sieht dieser Stein in deinem Leben aus?
Die Frauen, die sich an diesem Ostermorgen früh zum Grab aufmachten, hatten nur das Problem vor Augen. Sie sahen nur den Stein. Sie hatten vergessen, wer Jesus war und wozu er imstande war! Sie hatten es ausgeblendet, ihm voll und ganz zu vertrauen! Sie hatten seine Worte vergessen! „Ich werde nicht im Grab bleiben! Ich werde auferstehen! Ich werde leben! Glaubt das!“
Die Frauen kommen zum Grab, und siehe da, der Stein ist weggewälzt! Problem gelöst. „Sie sahen hin und wurden gewahr“, schreibt Markus. Sie sahen hin, sie blicken aufwärts – weg von der eigenen Person, weg von den eigenen Problemen, weg von der eigenen scheinbar aussichtslosen Situation. Sie blicken aufwärts und werden gewahr, dass der Stein weg ist.
Stehst du noch da vor deinem scheinbar unbeweglichen Stein und lässt den Kopf hängen? Bist auch du nur noch mit dir selbst und mit deinen Problemen beschäftigt? Hast du nur noch die eigenen Sorgen vor Augen? Wir werden heute morgen alle miteinander aufgefordert, den Blick zu erheben. Weg von der eigenen Person und den eigenen Problemen, hin zu Gott, der die Lösung bereits weiß. Hin zu Gott, der diesen Stein wegwälzen kann. Hin zu Gott, der alles in der Hand hat – egal wie groß und scheinbar unbeweglich dein Stein auch sein mag.
Die Frauen am Grab bekommen nicht nur den Stein weggewälzt, nein, sie bekommen auch noch viel, viel mehr! Jesus lebt! Er ist auferstanden! Die wohlriechenden Öle werden nicht mehr benötigt. Die Sorgen waren unberechtigt. Das Leid, der Schmerz, die Trauer, sie sind weg.
Dort, wo du Gott vertraust, dass er diesen Stein aus dem Weg räumen wird, da bekommst du viel mehr, als du dir jemals erhoffen könntest. Der Stein, der vor dir liegt, der ist für Gott genauso wenig Hindernis, wie der Stein, der damals vor Jesu Grab lag. Ja – uns das ist hier das erstaunliche - sogar dein Grabstein wird eines Tages für Gott kein Hindernis sein! Auch der wird weggewälzt, wie einst vor 2000 Jahren.
Ihr Lieben, mag sein, dass der eine oder andere Stein in deinem Leben vorerst liegen bleibt. Das ist in diesem Leben, in dieser von Sünde geprägten Welt, leider die Realität. Mancher Stein bleibt vorerst liegen. Aber seit Ostern wissen wir, dass wir mit diesen Sorgensteinen nicht alleingelassen werden. Vielmehr noch wissen wir, dass der größte aller Steine, dieser Koloss, der sich „Tod“ nennt, dass dieser Stein ganz gewiss aus dem Weg geräumt werden wird! Das hat Gott in seinem Sohn Jesus Christus versprochen und hat es auch schon vorgemacht. Darum dürfen wir fröhlich und getrost auf ihn blicken.
Wie der Dichter Lorenz Lorenzen das in seinem Lied „Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin“ so schön sagt:
Quält dich ein schwerer Sorgenstein,
dein Jesus wird ihn heben;
es kann ein Christ bei Kreuzespein
in Freud und Wonne leben.
Wirf dein Anliegen auf den Herrn,
und sorge nicht, er ist nicht fern,
weil er ist auferstanden.
Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Pastor Roland C. Johannes,
April 2022