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Predigt zum 5. Sonntag nach Trinitatis mit Audiodatei

veröffentlicht am: 4.7.2021 by at https://selk-radevormwald.de/posts/20210704-predigt/

Liebe Gemeinde,

ich lade euch ein, die Gesangbücher aufzuschlagen auf der Seite 1274. In unregelmäßigen Abständen werde ich hier zum Thema Abendmahl einige kurze Katechismus-Predigten halten. Heute aus dem 5. Hauptstück die zweite Abendmahlsfrage.

Kurzer Rückblick: Letztes Mal ging es um die erste Abendmahlsfrage: “Was ist das Sakrament des Altars? Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesus Christus…”

Wir haben dabei festgestellt, dass das gar nicht so einfach zu verstehen ist – wie Brot und Wein Leib und Blut Christi sein können! Das ist nicht nur schwer zu verstehen, im Grunde genommen können wir es gar nicht verstehen!

So viel dazu: Wenn wir versuchen, das zu verstehen, werden wir scheitern! Zwangsläufig! Aber Gott erwartet nicht von uns, dass wir das verstehen sollen. Er will, dass wir es glauben. Und so glauben wir den Worten Christi, wenn er sagt: Das ist mein Leib, das ist mein Blut.

Und so kommen wir heute zur zweiten Abendmahlsfrage, auf der Seite 1274:

Was nützt denn solch Essen und Trinken?
Das zeigen uns diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden; nämlich, dass uns im Sakrament Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird; denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.

Was nützt denn solch Essen und Trinken? Ich denke mal, dass es sehr menschlich ist, nach dem Nutzen zu fragen. Was habe ich davon? Was bekomme ich dafür, wenn ich das mache? Eine Frage, die in den letzten Jahren leider immer zugespitzter und fast schon demonstrativer gestellt wird. Das sehen wir daran, dass das Ehrenamt immer weiter zurückgeht – auch in unserer Gemeinde. Etwas zu machen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, ohne etwas dafür zu bekommen, das wird immer seltener.

Und so stellt man heute diese Frage: Was habe ich davon? Und hat bereits die Antwort im Hinterkopf: Wenn für mich dabei nichts abspringt, dann bin ich raus. Was soll ich damit?

Leider wird diese Frage auch im Bereich der Kirche immer häufiger gestellt. Was habe ich davon, Mitglied eine Kirchengemeinde zu sein? Es kostet mich nur Geld, Nutzen habe ich kaum. Vielleicht mal eine Taufe oder Trauung, (vielleicht auch dann irgendwann die eigene Beerdigung), aber unterm Strich sehe ich nicht, dass ich etwas davon habe. Es bringt mich in meiner Karriere nicht weiter und kostet mich Zeit (wer will denn am Sonntagmorgen freiwillig früh aufstehen, um in den Gottesdienst zu gehen, geschweige denn am Montagabend in den Posaunenchor?).

Nein, ich lasse das lieber. Ich habe davon nichts. Ich trete aus.

Schade, dass der Nutzen so sehr im Vordergrund steht. Das der eigene Vorteil so sehr im Mittelpunkt ist. Es ist aber irgendwie ironisch, oder?

Was nützt denn solch Essen und Trinken? Klar, wenn ich das mit weltlichen Augen betrachte, dann nützt es mir nichts. Ein kleines Stückchen Brot – weniger als einen Happen, längst nicht genug, den Hunger zu stillen, und ein Schluck Wein, der den Durst ganz bestimmt nicht löscht, und Wirkung hat der auch nicht. Und dann soll ich da Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit bekommen?

Ja! In der Tat! Und wieder einmal haben wir ein Dilemma. Wieder einmal wird von uns verlangt, etwas zu glauben, was wir nicht sehen oder verstehen können. Aber Jesus sagt: “Selig sind die nicht sehen und doch glauben.” Was habe ich davon, wenn ich hier am Altar Christi wahren, reell gegenwärtigen Leib esse und sein wahres, reell gegenwärtiges Blut trinke?

“Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit.”

Was habe ich davon? Alles, was ich zum Leben brauche, und noch viel, viel mehr. Mir werden meine Sünden vergeben, ich habe Gemeinschaft mit Gott, ich habe Gemeinschaft mit meinem Nächsten.

Ihr Lieben, diese Geschenke, die ich im Heiligen Abendmahl bekomme, nämlich Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, die kann ich nur im Glauben empfangen. Ein Glaube, wie Simon Petrus ihn hatte.

Wir haben es vorhin in der Evangeliumslesung gehört: Die Männer haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Ich übersetze: Wir mühen uns in diesem Leben ab, auf der Suche nach Glück, nach Zufriedenheit, und finden es doch nicht. Immer und immer wieder sind wir enttäuscht, werden mutlos und immer unzufriedener. Wir sind mit uns selbst nicht im reinen, ärgern uns über die Blödheit der anderen, haben immer weniger Lust und Muße, weitherzig und verständnisvoll zu sein. Wir verlieren nicht nur unseren Nächsten aus den Augen, sondern vor allem auch Gott. Wir haben die ganze Nacht gearbeitet – haben nach Glück und Erfolg gestrebt - und nichts gefangen…

Ich kann diese Verzweiflung, diese Mutlosigkeit des Petrus verstehen. Es ist ein Markenzeichen dieses Erdenlebens.

“Aber auf dein Wort.” Weil du es sagst, Jesus, werde ich das Netz auswerfen.

Ich übersetze: Weil du es sagst, dass das dein Leib und dein Blut ist, welches ich essen und trinken darf und dadurch Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit bekomme – weil du es mir versprichst, dass ich durch dieses Mahl Frieden mit Gott und Frieden mit meinem Nächsten bekomme – darum werde ich auch essen und trinken. Darum werde ich es glauben. Auf dein Wort will ich das Netz auswerfen. Will ich es nochmal wagen.

Petrus und seine Kollegen haben das Ergebnis vor sich liegen. Wir auch – auch wenn wir das nicht sehen und nach weltlichen Maßstäben nicht messen können. Darum kommen wir zum Tisch des Herren, darum empfangen wir seinen Leib und sein Blut – weil wir wissen, was uns dort geschenkt wird. Wir wissen, was wir davon haben. Schön, dass Christus selbst den Nutzen so sehr in den Vordergrund stellt!

Denn wo Vergebung der Sünde ist, da ist auch Leben und Seligkeit.

AMEN.

Pastor Roland C. Johannes,
Juli 2021

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