Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm! Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier Gestalten und fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Und einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind’s, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Liebe Gemeinde,
neulich fragte mich jemand, was sich denn bei mir in meiner relativ kurzen Amtszeit bis jetzt geändert hat. Was mir wichtig geworden ist. Was ich in dieser Zeit dazugelernt hätte.
Meine Antwort: Wie sehr und wie sehnlichst ich mich auf den Jüngsten Tag freue!
Wenn ich nämlich sehe, wie viel Leid, wie viel Schmerz in dieser Welt herrscht, dann sehne ich mich nach dem Himmel! Wenn ich wahrnehme, wie Menschenleben durch Sünde und eigenes Versagen komplett zerstört werden, dann freue ich mich auf das Leben der zukünftigen Welt! Wenn ich als Pastor die seelsorgerliche Not meiner Gemeindeglieder mitbekomme, dann möchte ich am liebsten mit Paul Gerhard anstimmen: „Mach End, O Herr, mach Ende, mit aller unsrer Not.“
Nur damit das ganz klar ist: ich bin nicht lebensmüde! Es ist nicht so, dass ich in dieser Welt nicht mehr leben möchte. Dass ich keine Freude mehr am Leben hätte! Nein nein! Aber dennoch: wenn ich etwas aus den letzten 7 Amtsjahren gelernt habe, dann das: wie sehr ich mich auf den Jüngsten Tag freue.
„Ist doch alles gar nicht so schlimm! Was stellt er sich so an? Wieso muss er ausgerecht am Weihnachtsfest Trübsal blasen?“ Ihr Lieben, unter normalen Umständen, an ganz normalen Weihnachtsfesten, da könnte man das sicherlich so sagen. Wenn alles in geregelten Bahnen läuft, die Wirtschaft stabil ist, Frieden herrscht, man gesund ist, da könnte man das wirklich sagen. Was hat er eigentlich?
Aber, in diesem Jahr ist alles anders. Ich brauche das hier nicht zu betonen. Das, was wir immer wieder in der Vergangenheit gehört haben: „Denkt dran, es könnte sich alles schnell ändern!“ – das ist eingetreten.
Wir blicken zurück auf viel Ungewissheit, viel Unruhe, viel Leid. „Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen“ heißt es in Apostelgeschichte 14. „Trübsal“ – in diesem Wort steckt eigentlich alles drin, was wir als Menschen in dieser Welt an Kreuz, Leid, Schmerz, Kummer und Traurigkeit durchmachen. Trübsal.
Vielleicht hast du das dieses Jahr erlebt. Vielleicht wirst du es noch erleben. Vielleicht bist du durch viel Trübsal gegangen. Vielleicht wirst du es noch. Ich weiß es nicht. Aber der Apostel Johannes, der beschreibt uns heute Morgen in seiner Offenbarung eine Szene, die wir uns merken sollten:
Er sieht eine große Schar – Menschen aus allen Nationen und Völkern und Sprachen. Diese Schar steht mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen vor dem Thron Gottes im Himmel und betet Gott an. Und jetzt kommt’s: Du bist auch dabei! Du bist auch einer von denen, die aus „große Trübsal“ kommt! „Aus große Trübsal“ – das heißt du bist einer von denen, die vieles durchgemacht haben; die den Schmerz und das Leid dieses Erdenlebens erlebt haben; die den Tod am eigenen Leibe erfahren haben. Die ihre Kleider im Blut des Lammes hell gemacht haben.
Der Seher Johannes lässt uns in die Zukunft blicken. Er zeigt uns, wie das alles ausgehen wird! Er zeigt uns, wo das alles enden wird für uns. Die große Menge vor dem Thron Gottes hat Palmenzweige in der Hand – Palmenzweige, die in Griechenland vor 2000 Jahren nach dem Sportwettbewerbt dem Sieger in die Hand gegeben wurden. Palmenzweige, die darauf hindeuten, dass diese große Menge gesiegt hat. Dass du gesiegt hast. Das Trübsal, und Angst und Not überwunden sind. Ja das der Tod überwunden ist.
„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“
Johannes zeigt uns heute, wie das Ganze enden soll. Er zeigt uns sozusagen das Endergebnis. Und es endet gut für uns! Egal, was war! Egal, was noch kommt! Ob du viel leiden musst, oder wenig. Egal. Es wird alles gut. Wir werden siegen!
Jetzt magst du sagen: das ist ja schön! Aber was hilft mir das im Hier und Jetzt? Klar, es tröstet zu wissen, dass am Ende der Sieg auf uns wartet! Aber wie überlebe ich das Ganze jetzt? Ich muss ja noch durch dieses Erdenleben hindurch. 2021 steht mit seinen Herausforderungen, ja mit seiner großen Trübsal vor der Tür!
Aber das, was der Seher Johannes dort sieht, das wird an Weihnachten hier und jetzt schon Realität für uns! Wir bekommen an Weihnachten ein Vorgeschmack dessen, wie das eines Tages sein wird. Weil Gott das Lamm, das dort auf dem Thron sitz, für uns in diese Welt gibt. An Weihnachten wird klar, wie Gott diesen Sieg für uns vorbereitet - indem er Mensch wird, indem er uns Christus schenkt.
Der Christus, der zu uns spricht: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Wir haben keinen Gott, der sagt: „So, nun schwimmt mal! Mal sehen ob ihr es schafft!“ Nein, wir haben einen Gott, der uns zwar durch viel Trübsal gehen lässt, der aber die ganze Zeit dabei ist! Der uns nicht im Stich lässt. Ja der sogar ein kleines, hilfloses Kind wird, der Mensch wird, der „Fleisch wird und unter uns wohnt“, ja der selbst die Trübsal auf sich nimmt, damit wir den Sieg bekommen.
Ihr Lieben, die große Schar, die vor dem Thron steht, die steht nicht da, weil sie so besonders standhaft war. Sie steht nicht da, weil sie es geschafft hat, weil sie durchgehalten hat. Nein, sie steht da, weil das Lamm, das auf dem Thon sitzt, sein eigenes Blut für sie hergegeben hat. Nicht durch ihre zähe Standhaftigkeit, sondern durch Jesu Sühnetod steht sie da! In deiner „Trübsal“ – wie immer sie auch aussehen mag – bist du nicht auf dich allein gestellt! Es kommt nicht darauf an, dass du standhaft bist, dass du tapfer bist, dass du es selbst schaffst… Nein, es kommt darauf an, dass du den vertraust, der sein Blut für dich vergossen hat. Das du den vertraust, der versprochen hat, bei dir zu sein.
Und das, ihr Lieben, ist ein Grund zur Freude, bereits hier und jetzt! Trotz allem Leid, trotz aller Trübsal. Ich freue mich trotzdem sehr auf den Jungen Tag – aber die Vorschau, der Vorgeschmack, den wir hier und jetzt erleben, ist bereits wunderbar. Und das besonders an Weihnachten. Auch in diesem Jahr. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. AMEN.
Pastor Roland C. Johannes,
Dezember 2020