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Predigt zum Ewigkeitssonntag - mit Audiodatei

veröffentlicht am: 21.11.2020 by at https://selk-radevormwald.de/posts/20201122-predigt/

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.

Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 6Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird dies ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.

Offenbarung 21, 1-7

Liebe Gemeinde,

Das Buch der Offenbarung ist besonders. Der Seher Johannes, der das Buch geschrieben hat, hat viele Bilder gemalt, die im letzten Buch der Bibel zu finden sind. Bilder von der ewigen Herrlichkeit. Bilder vom ewigen Leben bei Gott. Bilder davon, was uns erwartet, im Leben nach unserem Tod.

Alle Bilder sind gewaltige Wortbilder. Viele davon sind einigermaßen unverständlich, wenn man sie mal so eben liest. Andere wiederum sind so einprägsam, dass sie sich sofort vor unser inneres Auge setzen.

Wir Menschen denken oft in Bildern. Erinnerungen sind in unserem Gedächtnis bebildert.

So auch ihre Erinnerungen an ihre Angehörigen, Bekannten und Freunde, die sie in diesem Jahr gehen lassen mussten.

Ein anderes Bild möchte ich nun danebenstellen: Ein kleiner Junge läuft in kurzen Hosen durch den Garten. Vorbei an den Beeten. Hinter der Hütte entlang, und beginnt auf einen der Bäume zu klettern. Er ist noch nicht hoch, da fällt er hinunter. Er weint. Da kommt seine Mutter hinzu und breitet die Arme aus. Nimmt ihn auf den Arm, zieht ihr großes Taschentuch, trocknet die Tränen und putzt die laufende Nase.

Vielleich haben die Verstorbenen so etwas mit ihren Eltern oder selbst als Vater oder Mutter mit ihren Kindern erlebt.

Ein weiteres Bild ist das, welches der Seher Johannes uns beschreibt:

und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!

An so vielen Tagen hat Gott seine liebevollen Arme ausgebreitet und seinen Söhne und Töchter in das ewige Leben zu sich genommen und ihre Tränen getrocknet mit dem großen weißen Taschentuch, das ihr Taufgewand ist.

Es ist gut solche Hoffnung auf die Auferstehung zum ewigen Leben bei Gott zu haben.

und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;

Ihr Lieben, wenn wir uns das alles einmal wegdenken: Tränen und Tod und Leid und Geschrei und Schmerz. Dann gibt uns das einen Einblick in die Ewigkeit.

„Kein Tod wird mehr sein…“ – Wenn es keinen Tod mehr gibt, dann gibt es auch nichts mehr, was uns in Ängste und Sorgen treibt, nichts mehr, was uns einengt, nichts mehr, was uns begrenzt.

Wir haben dann im wahrsten Sinne des Wortes “alle Zeit der Welt”. Keine Hetze und kein Stress mehr, kein Leistungsdruck, keine Erwartungen, die man an uns hat. Aber auch keine Langeweile. Denn Langeweile entsteht ja auch nur dadurch, dass wir das Gefühl haben, unsere kostbare und knappe Zeit sinnlos zu verplempern.

Nein, dort in der Ewigkeit gibt es weder Hetze noch Langeweile, weder Leistungsdruck noch das Gefühl, überflüssig zu sein. Das alles entfällt. Und mit dem Tod gibt es dann auch keine Tränen mehr. Denn es gibt dann absolut nichts mehr, worüber wir traurig sein könnten, oder verbittert oder verzweifelt.

Alles, was uns hier Leiden und Schmerzen bereitet – körperlich wie seelisch – ist dort verschwunden. Es herrscht ganz einfach Frieden. Frieden mit uns selbst. Frieden mit dem Nächsten, Frieden mit der ganzen Welt, Frieden mit Gott – und nichts kann diesen Frieden mehr nehmen. Das ist das Wunderbare. Es gibt dann wirklich nur noch Freude und Lachen.

Aber ein Leben, das nur noch aus Freude und Lachen besteht, das keine Probleme mehr kennt, die man lösen muss…, da kann man gut mal fragen: Kann man das denn auf Dauer überhaupt ertragen? Ist das wirklich erstrebenswert? Muss das nicht furchtbar eintönig sein?

Ja, wie es wirklich sein wird, welche Gefühle uns dort bewegen und beherrschen werden…, wir können es hier einfach noch nicht begreifen, geschweige denn nachempfinden. Es wird uns ein Geheimnis bleiben, bis wir’s erleben.

Sicher liegt uns dieses Bild, dieses Hoffnungszeichen aus den Anfängen der Christenheit heute nicht mehr ganz so nahe, aber ich denke, wir verstehen trotzdem, wie es gemeint ist und was es zum Ausdruck bringt.

Es ist so, als würde heute jemand sagen: “Und ich sah den neuen Erdenplaneten vom Himmel herabfahren, völlig neu und unberührt, mit gesunder Luft und heilen Wäldern, ohne Kriege und ohne Waffen, ohne Hunger, ohne Covid-19 und ohne Katastrophen. Und alle Menschen hatten sich lieb und waren voller Freude. Und Gott selbst lebte wie ein guter Freund mitten unter ihnen und ließ alles gut sein.”

Ja, so wird es sein in der Ewigkeit. So – oder vielleicht doch noch ganz anders? – Auf jeden Fall unbeschreiblich schön und herrlich, dafür sei ihm, Gott selbst, Lob und Dank. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. AMEN.

Pastor Florian Reinecke,
November 2020

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