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Predigt zum 18. Sonntag nach Trinitatis

veröffentlicht am: 11.10.2020 by at https://selk-radevormwald.de/posts/20201011-predigt/

Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

1 Petrus 1, 3-9

Liebe Gemeinde,

je dunkler die Zeiten, desto heller glänzt Gold! So heißt es in Finanzkreisen. Je dunkler die Zeiten, desto heller glänzt Gold. Auch und gerade in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewahrheitet sich dieser Spruch immer wieder. Gold ist nach wie vor als Geldanlage, als Investition, beliebt – daran wird sich wohl nichts ändern.

Aber warum ausgerechnet Gold? Was ist daran so besonders, so attraktiv? Auf jeden Fall fasziniert die Menschen schon immer die glänzende Farbe des Goldes. Es sieht einfach schön aus! Dazu ist es auch sehr rar – man findet es nur an sehr wenigen Orten der Welt. Es hat auch besondere Eigenschaften: Es bricht nicht. Es rostet nicht. Es vergeht nicht. Es leitet Strom besser als jedes andere Metall usw. usf. Und nicht zu vergessen ist die Geschichte: Gold war immer schon Inbegriff von Reichtum, von Glanz, von Herrlichkeit. Es war immer schon etwas besonderes, dieses Gold.

Auch der Apostel Petrus hat es in seinem Brief mit dem Gold. Gleich dreimal bezieht er sich in seinem Brief auf das Gold, das erste Mal gleich zu Beginn, wie wir es eben gehört haben.

Petrus spricht hier über die schwierigen Zeiten, die die Gemeinden in Kleinasien durchmachen, und er schreibt:

Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird.

Wir könnten das Sprichwort aus Finanzkreisen hier so umformulieren: „Je dunkler die Zeiten, desto heller glänzt Glaube.“ Kaum vorstellbar, dass etwas wertvoller sein soll als Gold! Aber tatsächlich, unser Glaube ist noch kostbarer, noch unvergänglicher, noch wertvoller als Gold!

Ich stelle mir vor wie Petrus, ein einfacher Fischer, durch die Straßen der Weltstadt Rom geht (Petrus war am Ende seines Lebens nach Rom gekommen; der Überlieferung nach ist er dort dann auch umgebracht worden). An den vielen Ständen der Händler wechseln die kaiserlichen Goldmünzen ihre Besitzer. Rom ist eine reiche Stadt, in der man es sich sogar leisten kann, Münzen direkt aus Gold zu prägen. In und um die Häuser der Oberschicht sind goldene Statuen und Verzierungen zu bestaunen. In der High Society tragen die Damen ihren Überfluss mit Goldspangen im Haar und großen goldenen Halsketten zu Schau; während doch die allermeisten Menschen in Armut leben müssen.

Verständlich, dass Petrus die christlichen Gemeinden im Gegensatz dazu mahnt (1 Petr 3)

Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein wie Haarflechten, goldene Ketten oder prächtige Kleider.

Ja, das schreibt Petrus. Genau so!

Und so stellt er die Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben? Was trägt durch, was ist krisensicher? Woran können wir uns wirklich festhalten? Ist es das Gold, das Luxusleben, was in Rom zu bestaunen war? Nein, es ist der Glaube, sagt Petrus.

Warum? Weil der Glaube an Jesus Christus etwas vermittelt, was Gold bei allem Wert eben nicht geben kann, nämlich: Hoffnung, Freude und Seligkeit. Unser christlicher Glaube schenkt Hoffnung! Gold vermittelt Sicherheit. Und wer Gold hat, der kann sein Leben hier und jetzt auch etwas flexibler gestalten. Aber eine wirkliche Hoffnung über alle Krisen dieser Welt, dieser Zeit und dieses Lebens hinaus vermittelt es nicht. Nein, Hoffnung, Freude und Seligkeit bekommen wir nur im Glauben an Christus. Dass er für uns , an unserer Stelle am Kreuz gestorben ist und unsere Sünde ein für alle Mal weggenommen hat, das ist kostbarer als Gold! Das ist tatsächlich krisensicher. Das ist tatsächlich unvergänglich. Weil es sich nicht aufs Hier und Jetzt beruft, sondern eben auf die Ewigkeit. Das schenkt dir der Glaube an Christus. Darauf kannst du bauen im Leben und im Sterben.

Ihr Lieben, das klingt ja nun alles ganz schön so. Als ob damit alle Probleme gelöst sind, als ob bereits jetzt das Leben nur noch Friede, Freude, Eierkuchen ist. Aber, die Sache hat einen Hacken.

Zum Bearbeitungsprozess von Gold gehört auch die Läuterung, die Reinigung. Das bedeutet, dass Schmutz und Verunreinigungen unter hohen Temperaturen ausgebrannt und ausgeschmolzen werden. Je höher die Hitze, desto reiner und desto wertvoller am Ende das Gold.

Petrus vergleicht die Schwierigkeiten der damaligen Christen in Kleinasien mit diesem Prozess der Reinigung. Die schmerzhafte Hitze der Christenfeindlichkeit würde den Glauben eben gerade nicht schmälern, nicht verringern, sondern umso wertvoller und reiner dastehen lassen.

Ihr kennt ja alle die Geschichte: unter Kaiser Nero wurden die Christen im römischen Reich schwer verfolgt. Eine der größten Verfolgungswellen in dieser Zeit kam über die Christen, als Rom in Flammen stand. Schnell schob man den Christen die Schuld dafür in die Schuhe und verfolgte sie bin in den Tod. Gerüchte besagten aber, dass es Nero selbst war, der dieses Feuer gelegt haben soll, um Platz zu gewinnen, damit er sein Domus Aurea, sein „Goldenes Haus“ bauen konnte.

Uns ist der Gedanke vielleicht fremd, dass unser Glaube auch und gerade in den schweren Zeiten wertvoller wird. Vielleicht sehen wir nicht immer, dass schwere Zeiten für den Glauben gut und heilsam sein können. Aber es hilft manchmal eben doch, nicht vor der scheinbaren Sinnlosigkeit des Leidens stehen zu bleiben. Es hilft manchmal doch, wie ein Goldgräber unter all dem wertlosen und scheinbar sinnlosen Leid unseres Lebens auch Goldkörner zu entdecken. Wahrzunehmen, dass Krisenzeiten uns tatsächlich neue Wege zu Gott bahnen. Dass mich Not in meinem Leben mit einem Mal wieder die Hände falten lässt. Not lehrt beten, heißt es ja. Und dass ich oft vielleicht erst im Rückblick wahrnehme, dass Gott mich tatsächlich gerade durch die schweren Zeiten im Leben gnädig hindurchgeführt hat.

Wie sieht es bei dir aus? Wo in deinem Leben hat Gott dich ins Feuer gehen lassen, damit du gereinigt wirst? Damit dein Glaube kostbarer und wertvoller werden sollte? Ihr Lieben, ich sehe es immer und immer wieder, wie gerade die Krisenzeiten gut für uns sind. Ich sehe es in meinem Leben, und im Leben anderer. Wie gerade in diesen Situationen des Leides, der Frustration, der Hilflosigkeit der Glaube stark wird.

Aber ihr Lieben, das wäre bloß eine bescheidene Hoffnung, wenn das alles wäre. Das Ziel unseres Glaubens ist ja mehr als das Hier und Jetzt. Das Ziel unseres Glaubens ist mehr als Trost im Leiden in diesem Leben. Das Ziel ist mehr als Durchhalten in Krisenzeiten. Nein, das Ziel unseres Glaubens ist der Seelen Seligkeit, wie Petrus uns das heute Morgen zuruft. Der Seelen Seligkeit – die Zeit und der Ort, wenn ihr euch freuen werdet mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.

Was das ist? Wie das ist? – Kommt mit. Ich nehme euch mit an diesen Ort und in diese Stadt. Der Seher Johannes war dort schon einmal. Und er beschreibt es uns in seiner Offenbarung, Kapitel 21:

Und ein Engel führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott. Und ihr Mauerwerk war aus Jaspis und die Stadt aus reinem Gold, gleich reinem Glas. Und die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes Tor war aus einer einzigen Perle, und der Marktplatz der Stadt war aus reinem Gold wie durchscheinendes Glas. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen am Tage; denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Pracht und den Reichtum der Völker in sie bringen. (Offenbarung 21 i.A.)

Liebe Gemeinde, dort wird Freude sein, unaussprechlich und herrlich. Das ist das Ziel unseres Glaubens, der Seelen Seligkeit. Vielleicht fällt es uns in diesen Krisenzeiten etwas leichter, dafür die Augen zu öffnen. Vielleicht ist es jetzt einfacher, den Blick vom Gold und Reichtum dieser Welt zu lösen und auf das ewige Gut zu richten. Möge Gott es schenken.

Amen.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Pastor Roland C. Johannes,
Oktober 2020

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