Ihr Lieben,
was es heißt ein Haus zu bauen, das kann man von hier aus gut beobachten. Dort hinten in der Gasse von hier zur Bachstraße, da befindet sich seit einigen Monaten eines im Bau. Langsam geht es voran. LKWs mit unterschiedlichsten Baustoffen kommen beinahe täglich an. Schotter, Beton, Holz, Stahlteile. Das ist spannend zu beobachten, vor allem, wenn die z.T. übergroßen LKWs, rückwärts die Lohmühle lang rangieren.
Auch in der Gemeinde wird ständig und an vielen Stellen gebaut. Real und im übertragenen Sinn. Also durch Baumaterialien oder auch in Form von geistlichen Angeboten. Welche Materialien und Ideen werden da eigentlich verwendet, damit es am Ende ein schöner, angemessener, einladender und guter Gemeindebau wird?
Paulus schreibt den Korinthern auch vom Haus- und Gemeindebau. Im 3. Kapitel heißt es da:
Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Lcht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.
Paulus spricht hier zuerst über das Fundament und tatsächlich empfiehlt es sich ja auch sich beim Hausbau erstmal um das Fundament zu kümmern. Später bekommt man es nicht mehr drunter.
Paulus hat die Gemeinde in Korinth gegründet indem er ihnen das Evangelium vom Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu verkündet hat und ihnen in alledem aufgezeigt hat, was das mit ihrem Leben zu tun hat. Und dieser Gemeinde sagt er noch einmal deutlich: Ich war es, der bei euch das Fundament gelegt hat, auf dem eure Gemeinde steht. Ich und durch mich war es Gott selbst, durch seine Gnade ist das geschehen.
Aber wie es dann weitergeht, da haben die Gemeinde und in ihr natürlich die Menschen Gestaltungsfreiheit. Und Freiheiten bringen immer auch Verantwortungen mit sich. Es gilt also stetig zu prüfen, was dem Bau der Gemeinde dient, damit der nicht völlig schiefläuft und unbeständig ist.
So ist es wichtig gut zu überlegen mit welchen Werkstoffen gebaut werden soll, denn nicht alles ist für den Gemeindebau geeignet. Nicht alles, was in der Gesellschaft vielleicht funktioniert, ist deshalb für die Gemeindekontexte richtig.
So gibt es Methoden der Rhetorik oder der Werbung, die vielleicht das Interesse der Leute wecken, aber inhaltsleer bleiben oder sogar etwas Versprechen, was nicht gehalten werden kann und darum nicht angemessen sind. Oder es gibt Nachrichten, Bildchen und Witze, die gerade lustig und in sind, aber nicht zum christlichen Glauben passen, weil sie beispielsweise Menschen verachten, herabsetzen oder lächerlich machen.
Aber es gilt äußerste Vorsicht bei der Beurteilung des Baus. Paulus schreibt davon, dass erst der Tag des Gerichts ans Licht bringen wird, was nun gute Materialien und was Schlechte waren. Also erst an dem Tag, an dem wir nach diesem Leben vor Gott stehen. Erst am Ende wird dann bewertet und beurteilt.
Das heißt für uns, wir müssen durchaus kritisch überprüfen, was zum Gemeindebau passt und was nicht, können aber nicht mit letzter Gewissheit entscheiden. Darum ist es so wichtig Gott immer wieder um seine Weisheit zu bitten.
Es gibt allerdings in aller Ungewissheit eine wichtige Entlastung: Das Fundament steht! Und solange wir darauf bauen, werden wir am Ende das Gericht überstehen und gerettet schreibt Paulus.
Jesus Christus ist das Fundament. Dort wo Jesus verkündet wird, also sein Leben in stetiger Verbindung zum Vater, sein Kreuzestod und seine Auferstehung als Sieg über den Tod und die Tür zum ewigen Leben, dort schenkt Gott Glauben und mit ihm neues Leben. Hier im Gottesdienst ist das zum Beispiel der Fall.
Nur, wenn Jesus Christus die Grundlage des Gemeindelebens ist und bleibt, wenn also alle Bereiche irgendwie mit ihm verbunden sind und auf ihn bezogen, nur dann haben sie überhaupt Bestand. Das, was abseits davon gelebt und gebaut wird innerhalb der Gemeinde, das ist akut einsturzgefährdet und immer mal wieder ist das hier und da auch zu spüren.
Wenn der Halt zur Mitte fehlt, dann gilt es an den Stellen dringend die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, damit dieser Halt wiedergefunden wird. Sollte das nicht gelingen, dann hilft manchmal nur noch abreißen.
Jesus Christus ist aber nicht nur das Fundament der Gemeinde. Er ist auch das Glaubensfundament jedes Einzelnen. Und jetzt kommt ihr ins Spiel, liebe angehende Konfirmand*Innen, die ihr am Dienstag losstartet.
Denn um dieses Fundament im Leben der Gemeinde und jedes Einzelnen wird es immer und immer wieder gehen in allem, was wir von Dienstag an tun. Damit ihr entdeckt, lernt und ausprobiert, wie man auf diesem Fundament sein Leben bauen kann, das einen festen Stand bekommt und das auch in den stürmischen Zeiten, die kommen werden, stabil und zuverlässig bleibt.
Wie baue ich meine Leben auf diesem Fundament und womit? Vergolde ich gerne, also, stelle ich gerne etwas, was mir wertvoll ist, nach außen dar, was die einen bewundern und bestaunen, die anderen aber vielleicht auch protzig und abstoßend finden? Verwende ich lieber durchsichtiges Glas und gehe ganz ehrlich mit Stärken und Schwächen um oder nehme ich doch lieber verspiegeltes, weil ich lieber von meinem Inneren Ablenken will. Vielleicht ist ja auch Edelstahl mein Ding: sehr ästhetisch, aber auch irgendwie kühl und glatt, da bleibt nicht viel haften.
Soll mein Glaubenshaus verwinkelt und schwer zugänglich sein oder offen, geräumig und einladend? Schließe ich die vielfachverglasten Fenster, um den Lärm und die Geräusche der Welt draußen zu lassen oder lasse ich die Fenster lieber offen, sodass der Heilige Geist auch hindurchwehen kann?
Gibt es auch diesen einen Raum, der wirklich notwendig ist in jedem Glaubenshaus? Ein Raum, den ich für mich und Gott habe, den ich in hoher regelmäßig aufsuche, um meine Beziehung zu ihm zu pflegen und mit ihm gemeinsam zu prüfen, wie der Bau voranschreitet und ob ich noch auf dem Fundament baue oder schon daneben?
Am Ende bin ich verantwortlich für mein Lebenshaus. Ich werde Rechenschaft darüber ablegen müssen vor Gott. Am Ende wird er mit mir da durchgehen und genau hinschauen. Manches wird, im Bild von Paulus, verbrennen und vergehen und anderes hoffentlich Bestand haben. Sicherlich wird es die eine oder andere Überraschungen dabei geben was beständig ist und was vergeht. Oft sind es die Dinge, die nicht viel Aufsehen erregt und Anerkennung gefunden haben, die Gott als nachhaltig und angemessen beurteilt.
In allen diesen wichtigen Fragen, denen du zu Hause für dich oder noch besser im Gespräch mit anderen nachgehen kannst, ist eines besonders wichtig und ihr ahnt es: Das Fundament. Das bleibt bestehen. Jesus Christus. Und das Fundament ist auch dasjenige, das über ewiges Leben und ewigen Tod entscheidet. Nicht, was du baust zählt am Ende, sondern das, worauf du baust. Er ist immer für dich. Nichts kann dich von ihm trennen, nicht einmal die verunglückten Bauversuche, von denen wir alle reichlich haben.
Das macht Mut, fröhlich und voller Tatendrang noch einmal in die Hände zu spucken und anzupacken an dem Haus unserer Gemeinde und unseres Lebens, um auf dem guten Fundament mit Gottes Hilfe so zu bauen, wie es weise ist und auf dem Weg zum ewigen Leben hilft.
AMEN.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN.
Pastor Florian Reinecke,
August 2020