Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. […] Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.
Liebe Gemeinde,
Beständigkeit ist etwas, das in dieser Welt kaum noch Bestand hat. Beständig sein, verlässlich, stabil – das sind Eigenschaften, die in vielen Bereichen des Lebens aber wünschenswert sind, oder? Wer von uns freut sich nicht darüber, wenn in der Familie, im Freundeskreis, in der Gesellschaft Beständigkeit, Verlässlichkeit und Stabilität herrschen?
Vielleicht ist es so, dass die chaotischen Tage, die wir gerade erleben, den Wunsch nach Beständigkeit umso größer machen! Es fühlt sich an, als ob alles von einer gewissen Vorläufigkeit geprägt ist. Ständig ändern sich die Bestimmungen und Schutzmaßnahmen, keiner weiß mehr so richtig, wie es weitergehen wird. Sogar der Gottesdienstplan ist schon nicht mehr aktuell – dieser Gottesdienst hätte laut Plan eigentlich um 09:00 und nochmal um 11:00 stattfinden sollen, nicht um 10:00. Alles vorläufig, kurzfristig, unbeständig…
Den jungen Christen vor 2000 Jahren ging es ähnlich. Sie hatten sich zu Jesus Christus bekannt, hatten sich taufen lassen, und nun war alles anders. Wir haben es soeben gehört: Es wurden etwa 3000 Menschen am ersten Pfingstfest getauft. Das ist eine große Menge! Und es geschahen Wunder und Zeichen! Und es kam Furcht über alle Seelen! Und sie hatten Wohlwollen beim Volk. Menschen, die vorher bedeutungslos waren, waren plötzlich angesehen! Wurden wahrgenommen! Es war plötzlich alles anders!
Und während das alles hier in Apostelgeschichte 2 noch recht positiv und angenehm klingt, so sollte auch dort bald die Stimmung umschlagen. Und die junge Gemeinde würde Verfolgung, Zerstreuung, ja sogar Mord und Todschlag erleben.
Und wenn man dann noch bedenkt, dass es in Palästina vor 2000 Jahren sowieso unruhig war, dass die Macht der Römer immer ungemütlicher wurde und es politisch mehr als chaotisch zuging, dann versteht man, dass es wahrlich unbeständige Zeiten waren.
Inmitten dieser Unbeständigkeit hören wir folgenden Satz: Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Sie blieben aber beständig. Ihr Lieben, inmitten des Chaos, inmitten der Veränderungen, die sie überall um sich herum erlebten, haben die jungen Christen das gefunden, was ihnen Halt, Stabilität und Beständigkeit gab: Die Lehre der Apostel, die Gemeinschaft, das Brotbrechen, das Gebet. Lukas berichtet uns, dass die junge Gemeinde im christlichen Glauben, im Wort und Sakrament, Beständigkeit fand. Man merke: Sie haben diese Beständigkeit nicht bei sich selbst gefunden. Sie konnten das nicht selbst herstellen. Mit anderen Worten: Sie waren sich selbst eben nicht genug! Sondern sie fanden das außerhalb von sich selbst – sie fanden es im Gottesdienst: In der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen, im Gebet. Im Gottesdienst – das, was wir hier machen! Damals noch täglich, wie Lukas das berichtet, heutzutage wöchentlich. Sonntag für Sonntag.
Weil das, was wir hier machen, Sonntag für Sonntag, Bestand hat. Wort und Sakrament sind beständig! Christus selbst sagt: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“. Das ist beständig! Und das verändert sich nicht von Woche zu Woche, wie manche Corona-Bestimmung oder wie der Gottesdienstplan! Nein, das bleibt so. Daran können wir uns festhalten, daran können wir uns orientieren. Das ist verlässlich!
Wir tun gut daran, uns heute Morgen wieder diese Verlässlichkeit unseres Gottes vor Augen führen zu lassen. Mehr noch: Gleich werden wir diese Verlässlichkeit sogar schmecken können! Was kann es Besseres geben? Zu wissen, dass Gott da ist, dass er sich an sein Wort hält, das er beständig ist – auch wenn ich es nicht bin und um mich herum alles eben unbeständig ist.
In diesem Sinne wollen wir nun Abendmahl feiern. Und in diesem Sinne auch wieder in den Alltag zurückkehren – in dem Wissen, dass es Beständigkeit, Verlässlichkeit und Stabilität doch noch gibt: Hier in der christlichen Gemeinde, hier in der Gemeinschaft, hier im Gottesdienst. Ich kann euch zwar nicht sagen, ob um 10:00, oder um 09:00, oder um 11:00 – aber die Lehre der Apostel, die Gemeinschaft, das Brotbrechen, das Gebet – ja Christus selbst, wer da sein um dir in diesen unbeständigen Zeiten Halt, Stabilität und Verlässlichkeit zu schenken.
Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, erhalte eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Pastor Roland C. Johannes,
August 2020