Jesus Christus spricht: „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
*Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Ihr Lieben,
heute malt Jesus uns ein sehr verständliches und eindrückliches Bild vor Augen. Es geht um einen Weinstock, seine Reben, den Weingärtner und um Früchte.
Zuallererst gibt es da ein Statement, das den Rahmen für alles Folgende setzt:
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.
Ich bin der wahre Weinstock – Punkt. Mein Vater ist der Weingärtner – Punkt. Es geht nicht um dich und nicht um mich an erster Stelle, sondern um Jesus und seinen und unseren Vater. Jesus der Weinstock, also der Stamm, der im Boden verwurzelt ist und an dem am Ende im wahren Wortsinn alles hängt.
Und Gott ist der Weingärtner, also derjenige, der mit seiner sorgfältigen Pflege darauf achtgibt, dass alles, was da wächst, in seinem Sinne geschieht und dazu führt, dass die gesamte Pflanze gesund bleibt, grünt, wächst, gedeiht und gute Frucht bringt.
Nachdem das Setting beschrieben und damit die Überschrift gegeben ist unter der das Folgende zu lesen und zu verstehen ist, kommen Erläuterungen in welcher Beziehung nun die Menschen, wir, dazugehören.
Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Christus ist der Weinstock und wir sind seine Reben, also die Äste, die vom Stamm ausgehen und sich weiterverzweigen. Reben sind wir bereits seit unserer Taufe. Dort sind wir zum ersten Mal mit dem Wort, mit Jesus selbst, in Kontakt gekommen und in der Folge wurde es uns immer wieder zugesprochen. Damit sind wir bereits rein und als Rebe in den Weinstock eingepfropft.
Aber wenn ich ehrlich bin, dann schimmert da auf ungemütliche Art und Weise etwas durch. Diese Beziehungsbestimmung klingt sehr nach: Ich Chef – du nix! Und es klingt nach alter Pädagogik: Du erfährst Gutes und du wirst zu etwas Gutem taugen, wenn du nur gehorsam bist. Diese Ungemütlichkeit ist aber zutiefst heilsam, denn sie macht deutlich, dass wir wirklich in absoluter Abhängigkeit zu Christus und damit zu Gott stehen.
Ich nehme eine Pointe dieser Perikope vorweg: Alles was wir sind, haben und brauchen, kommt von Gott! Das wird mit dieser Beschreibung hier unterstrichen, verdeutlicht und bebildert, damit wir das begreifen lernen.
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
Gott, der Weingärtner beschaut seinen Weinstock und die Reben, prüft den Wuchs und den wachsenden Ertrag der Reben. Und er legt Hand an. Schneidet ab, was keine Frucht trägt und bereinigt die zarten fruchtbringenden Triebe, damit ihr Ertrag reicher wird.
Obwohl er dabei mit höchster Sorgfalt und größter Erfahrung vorgeht, kann das schon mal schmerzhaft sein, wenn Gott in unserem Leben am Werk ist und das wegschneidet, was bei uns im Glauben vertrocknet ist, wo wir uns verwachsen und in eine falsche Richtung entwickelt haben und damit das gute Wachstum von Früchten stören. Aber hier ist der liebende Vater, der Weingärtner am Weg und will uns Gutes.
Was diese Frucht ist, zu deren Hervorbringen wir bestimmt sind, darüber sagt Jesus hier nichts. Die Frage nach den Früchten des Glaubens führt schnell zu Paulus, der den Galatern und Ephesern beispielgebende Auflistungen von guten Früchten schreibt, die der lebendige Glaube hervorbringt.
Jesus legt hier keine solche Beispielliste vor, sondern nach unserem Predigtabschnitt spricht Jesus von der Liebe zu Gott und untereinander.
Frucht erweist die Lebendigkeit des Glaubens im Geliebtsein, in der Liebe zu Gott und in der Liebe untereinander. Und das hat so viele verschiedene Facetten. Wichtig ist hier aber: Nur Gott, der erfahrene Weingärtner, kann die Güte der Frucht beurteilen und greift ein, sofern es dem Fruchtbringen dient.
Wozu die Früchte dienen, das sagt Jesus am Ende des Predigtwortes:
Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Damit bewahrt er uns direkt vor einer Gefahr. Nämlich, dass wir Frucht bringen wollen und zwar möglichst viel, um Gott zu gefallen und ja nicht abgeschnitten zu werden von dem Lebensstrom, der vom Stamm ausgeht. Darum geht es aber nicht. Gott braucht unsere Frucht nicht für sich, sondern zur Verherrlichung seines Seins. Indem unser Glaube Früchte trägt, verkündigen wir unseren Herrn, lassen wir seine Liebe, seine Größe, seine Gnade, seine Herrlichkeit sichtbar und erfahrbar werden in der Welt.
Ja, und was müssen wir jetzt tun, damit wir viel Frucht bringen? Ihr Lieben, das ist genau das, was immer wieder neu verwundert und schwer zu begreifen ist. Wir fragen schnell nach dem Tun und unserem Beitrag, wollen die Dinge in die Hand nehmen und auch Verantwortung übernehmen, aber unseren Job bezeichnet Jesus in diesem Abschnitt verhältnismäßig deutlich mit nur einem Wort.
Unser Denken und unsere Gewohnheiten führen uns dazu, dass wir das schnell überhören, obwohl Jesus es in diesen acht Versen ganze sieben Mal sagt. Um viel Frucht zu bringen sollen wir bleiben.
Es geht ums Sein und nicht ums Tun. Wir sollen das leben und sein, was wir bereits sind: Teil dieser wundervollen Pflanze, verbunden mit dem lebenserhaltenden Stamm Jesus Christus, in den vertrauenswürdigen Händen des Weingärtners Gott. So soll es sein und bleiben.
In Jesus bleiben, sein Wort hören, zu ihm gehören, Rebe sein und damit von ihm alles empfangen, was wir brauchen, das ist es. Viele versuchen, den Anspruch Gottes an ihr Leben mit irgendwelchem frommen Tun zu erfüllen. Aber darum geht es nicht. Es geht um die Verbundenheit und die Beziehung. Du bist Rebe am Weinstock: lebe aus dem, was du bist und was der Herr dir zum Leben schenkt.
So wächst Glaube und mit ihm die Früchte, zu dessen Tragen wir berufen sind. Das zu entdecken an sich und anderen ist eine große Freude, die manchmal zum Staunen und oft zum Danken anregt.
Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
AMEN.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. AMEN.
Pastor Florian Reinecke,
April 2020