Dies ist das Wort, das der Herr zu Jeremia sagte über die große Dürre:
Juda liegt jämmerlich da, seine Städte verschmachten. Sie sinken trauernd zu Boden, und Jerusalems Wehklage steigt empor. Die Großen schicken ihre Diener nach Wasser; aber wenn sie zum Brunnen kommen, finden sie kein Wasser und bringen ihre Gefäße leer zurück. Sie sind traurig und betrübt und verhüllen ihre Häupter. Die Erde ist rissig, weil es nicht regnet auf das Land. Darum sind die Ackerleute traurig und verhüllen ihre Häupter.
Selbst die Hirschkühe, die auf dem Felde werfen, verlassen die Jungen, weil kein Gras wächst. Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen und schnappen nach Luft wie die Schakale; ihre Augen erlöschen, weil nichts Grünes wächst.
Ach, Herr, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch um deines Namens willen! Denn unser Ungehorsam ist groß, womit wir wider dich gesündigt haben. Du bist der Trost Israels und sein Nothelfer. Warum stellst du dich, als wärst du ein Fremdling im Lande und ein Wanderer, der nur über Nacht bleibt? Warum bist du wie einer, der verzagt ist, und wie ein Held, der nicht helfen kann? Du bist ja doch unter uns, Herr, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!
Ihr Lieben,
Und die Erde war wüst und leer, kam es mir aus den ersten Worten unserer Bibel in den Sinn. Oder müsste es in Anbetracht der Erderwärmung eher heißen: Und die Erde ward (also wurde!) wüst und leer? Was denkst du, wenn du auf dieses Bild schaust?
Endlose Weite, Sand, Sand und noch mehr Sand so weit das Auge reicht. Das Auge gleitet über die Sandwellen und bleibt dann hängen am dürren Geweih verdorrter – Sträucher? Büsche? Nein, richtig große Bäume haben da ihre Blätter, ihr Grün, ihr Leben gelassen. Riesige Gebilde im Vergleich zu zwei kleinen farbigeren Punkten mitten im Bild.
Ein Bild des Todes und dennoch faszinierend schön. Die wüste Einöde ist nicht hässlich, gar nicht, aber sie ist erschreckend. Und sie könnte ein Bildausschnitt aus einer Beschreibung sein, die der Prophet Jeremia seinem Volk in Gottes Auftrag zuruft.
Dies ist das Wort, das der Herr zu Jeremia sagte über die große Dürre:
Juda liegt jämmerlich da, seine Städte verschmachten. Sie sinken trauernd zu Boden, und Jerusalems Wehklage steigt empor. Die Großen schicken ihre Diener nach Wasser; aber wenn sie zum Brunnen kommen, finden sie kein Wasser und bringen ihre Gefäße leer zurück. Sie sind traurig und betrübt und verhüllen ihre Häupter. Die Erde ist rissig, weil es nicht regnet auf das Land. Darum sind die Ackerleute traurig und verhüllen ihre Häupter.
Selbst die Hirschkühe, die auf dem Felde werfen, verlassen die Jungen, weil kein Gras wächst. Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen und schnappen nach Luft wie die Schakale; ihre Augen erlöschen, weil nichts Grünes wächst.
Der Bildausschnitt hier erspart uns allerdings das gesamte Ausmaß der Grausamkeit, die der Prophet hier vor Augen führt. Ich bin nicht böse darum. Allerdings kann man das Bild leicht weiterdenken mit nicht nur Baumgerippen, sondern mit dem ausgemergelten pumpenden Wildesel und den Kadavern der neugeborenen Hirschjungen. Und ihr kennt alle noch die anderen Bilder der heutigen Zeit aus den Hungergebieten dieser Erde.
Vielleicht ist es für dich aber gerade auch ganz anders und nicht die Bilder aus der Welt, sondern die ganz eigenen stehen im Vordergrund: Vielleicht wird die dürre Wüste in deinen Augen gerade zu einem Seelenspiegel und steht noch für ganz anderes als eine ausgedorrte Landschaft.
Ich glaube Durststrecken des Lebens gehören dazu. In manchen Kulturen wird das geradezu zelebriert – fast alle kennen wir inzwischen Menschen, die den Ramadan halten, den islamischen Fastenmonat. Und auch ohne Muslim/-a zu sein, schätzen viele das Fasten auch außerhalb der traditionellen Fastenzeit in der Passionszeit als eine Zeit der Mäßigung, Beschränkung, Reinigung und neuen bewussten Hinwendung zu Gott. Das sind gute Durststrecken.
Andere Durststrecken ereilen uns und wir würden sie bestimmt weder suchen oder aussuchen. Wir haben aber keine Wahl: manche unter Euch haben die Erfahrung von Flucht und Hunger in der Kindheit gemacht, die existenzielle Not gespürt, ob es zum Überleben reicht.
Aber auch ohne das spart das Leben in der Regel nicht mit Durststrecken. Krankheiten können das sein, Abschiede, Trauerzeiten, Sterbeprozesse, lähmende Sorgen, die uns festhalten und binden.
Wer einmal tief drin steckte in einer Dürrezeit des Lebens, der weiß, dass sich oft erstmal Fragen aufdrängen. Fragen wie: Warum passiert mir das? Warum geht es gerade mir so schlecht? Was habe ich bloß getan? Was ist falsch an und mit mir? Ich war doch immer bemüht ein gutes Leben zu führen, es allen recht zu machen und jetzt bin ich allein. Wo ist Gott?
Das Bild, das ihr vor euch habt, könnte auch ein Sinnbild für ein Leben ohne Gott sein. Leben ohne Gott bedeutet Dürre. Nicht sofort und immer äußerlich und spürbar. Es gibt genügend Menschen, die ohne Gott leben und glücklich sind in ihrem Leben. Aber die Suche nach Sinn und einem gut genutzten Leben, einem Leben in Fülle, treibt dennoch viele von ihnen um. Und sie suchen laufend, und laufen allem nach, was ihnen Spaß und Lebenssinn verspricht und es bleibt doch das Gefühl zurück, dass da mehr sein muss.
Das Volk Juda, denen Jeremia diese Worte von Gott ausgerichtet hat, war auch glücklich, obwohl es sich immer weiter von Gott entfernt hat. Selbstgefällig wiegten sie sich in Sicherheit und verloren Gott aus den Augen und wurden gottlos. Sie liefen so unbedarft immer weiter von Gott weg und immer tiefer hinein in die Wüste ihres Lebens.
Viel anders geht es vielen von uns auch nicht. In einer solchen Wüste finden wir uns viel zu oft und viel zu schnell wieder. Kaum aus der Kirchentür, verlieren wir Gott und seinen Willen schnell aus dem Blick und entfernen uns von ihm. Einer unserer Konfirmanden des vergangenen Kurses hat das so schön festgestellt: Wir gehen aus der Kirchenbank, drehen uns zum Ausgang und schon können wir das Kreuz nicht mehr sehen. Das ist ja das Urproblem der Sünde. Wir leben in Trennung von Gott und es zieht uns mit aller Macht immer wieder von ihm weg, hinein in die Sinnlosigkeiten, die diese Welt und uns mit ihr gefangen hält.
Um daraus auszubrechen können wir aber mit Jeremia Gott zurufen, wie es in dem Predigttext weitergeht:
Ach, Herr, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch um deines Namens willen! Denn unser Ungehorsam ist groß, womit wir wider dich gesündigt haben. Du bist der Trost Israels und sein Nothelfer. Warum stellst du dich, als wärst du ein Fremdling im Lande und ein Wanderer, der nur über Nacht bleibt? Warum bist du wie einer, der verzagt ist, und wie ein Held, der nicht helfen kann? Du bist ja doch unter uns, Herr, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!
Das ist die Chance die wir haben. Gegen alle Wüste, gegen allen Durst und gegen alle Dürre uns an Gott wenden und ihm vertrauen. Gegen all das augenscheinliche Leid und den Eindruck der Gottverlassenheit anglauben und uns immer wieder neu Vertrauen und Glauben schenken lassen. Wie? Indem wir zu ihm kommen und aus der Quelle des lebendigen Wassers trinken sooft wir können, damit die Wüste unseres Lebens sich nicht ausbreitet, sondern immer kleiner wird und aus unserem Leben verbannt wird.
Du bist ja doch unter uns, Herr, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!
Gleich lässt er sich wieder sehen und sogar schmecken. In dem Brot und Wein im Abendmahl ist er leibhaft gegenwärtig. Das ist herausragend, denn auf diese Weise bekommt unser Kleinglaube, der immer wieder danach fragt, wo ist denn Gott eigentlich? Oder wie bei Jeremia: Warum bist du wie ein Held, der nicht helfen kann? – auf diese Weise hier vorne an Gottes Tisch bekommt unser Kleinglaube ein Wunder zu sehen und sieht und schmeckt Gott selbst, der nicht nur helfen kann, sondern es auch tut.
Und er hilft dir heraus aus der Dürre deines Lebens, indem er dich einlädt an seinen Tisch, um dich zurückzuholen auf die grünen Auen, um dich überfließen zu lassen mit seiner Gnade, seiner Barmherzigkeit und seiner Liebe, indem er dir deine Sünden vergibt und dir damit das Leben in seiner Gegenwart, in seiner Fülle schenkt. Dafür bin ich ihm zutiefst dankbar! AMEN.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN.