Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. (…) Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter.
Ihr Lieben,
Luftballon oder Walnuss? Was wollt ihr lieber?
Ok, ich sehe schon was ich auch erwartet hatte: weder der Luftballon noch die Walnuss reißt euch spontan von den Kirchenbänken. Aber mehr habe ich euch heute Abend leider nicht zu bieten. Tut mir leid. Also: Walnuss oder Luftballon?
Nun, wenn es nicht mehr gibt, dann müssen wir uns heute einmal damit begnügen. Bescheidenheit steht uns schließlich allen in diesen Tagen des Überflusses sehr gut zu Gesicht.
Natürlich hat es etwas mit diesen beiden unscheinbaren Kleinst-Weihnachtsgeschenken auf sich und ich habe große Lust euch in meine Gedanken mit hinein zu nehmen bevor ihr euch nachher an die richtigen Großgeschenke macht.
Ihr Lieben, manchmal kommt mir das Weihnachtsfest, besonders der Heilige Abend, wie ein großer bunter Luftballon vor. Da wird mit viel Aufwand über Wochen ein Riesenfest aufgepustet: Geschenke kaufen, von einer Weihnachtsfeier zu nächsten, kochen, backen, putzen, Baum auf den Ständer.
Und dann ist es endlich so weit. Dann ist Heilig Abend. Die Kinderaugen leuchten und die Eltern liegen völlig platt im Sessel.
Und am nächsten Tag? Ausruhen vom Fest. Und spätestens am 27. Dezember. ist die ganze Sache abgehakt. Die Luft ist raus.
- Yäi! Fröhliche Weihnachten!
Ist euch das zu negativ? Mag sein. Aber ich denke wirklich, für viele ist Weihnachten so eine Art “Luftballonfest”: Da wird eine leere Hülle mit großem Aufwand aufgeblasen. Und je feierlicher und größer das nach außen hin aussieht, desto mehr Weihnachten ist drin - denkt man.
Und dann diese vielen Erwartungen, die an diesen Abend und an alle Beteiligten gestellt werden. Alle haben möglichst anwesend zu sein und bitte bitte keinen Streit!
Wenn dann aber doch ein falsches Wort fällt, dann…
- Yäi! Fröhliche Weihnachten
Ihr Lieben, es wäre schade, wenn auch bei euch Weihnachten wie ein großer Luftballon ist, der zwar nach außen hin ordentlich was hermacht, aber sonst nur aus heißer Jubel-Trubel-Luft besteht.
Viel schöner wäre es, wenn das Weihnachtsfest für euch wie so eine Nuss daherkäme. Denn der Inhalt macht den Unterschied!
Als ich Kind war, gab es bei uns zu Hause am Heiligen Abend immer einen bunten Teller voll mit Süßigkeiten. Da lagen auch immer ein paar Nüsse mit drauf.
Und die lagen da noch nach Neujahr, wenn schon längst alle anderen Köstlichkeiten aufgegessen waren. Nicht, dass ich keine Nüsse mochte. Das schon. Aber Nüsse muss man knacken. Das ist etwas mühselig. Aber anders kommt man an den kostbaren Inhalt nicht heran.
Das Weihnachtsfest ist wie so eine Nuss. Da ist erst mal die Schale. Die Schale ist hart und der Inhalt, der Sinn des Festes nicht sofort zugänglich.
Da wird ein Kind im hinterletzten Winkel dieser Welt unter jämmerlichen Zuständen geboren: Die Mutter nicht verheiratet und minderjährig, ihr Verlobter nicht der leibliche Vater des Kindes. Beide obdachlos. Das Kind wird in einem stinkenden Stall zur Welt gebracht. Das ist schon eine harte Nuss.
„Und das soll man feiern?“ Und dann noch drei Tage lang? Aber wie gesagt, das ist ja nur die Schale. Knacken wir die Nuss, dann kommt etwas anderes zum Vorschein: der Kern! Und der ist gut!
Ihr Lieben, knackt man einmal vom Weihnachtsfest alle äußerlichen Schalen weg, dann findet man auch eine ganz erstaunlichen Weihnachtskern: Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Oder noch kürzer: Euch ist heute der Heiland geboren!
Das ist der Kern, das Eigentliche, das Wesentliche. Darum geht es: Gott ist Mensch geworden – für dich! Jesus Christus ist in diese Welt gekommen, um dich zu retten. Bei all dem geht es um dich. Für dich hat Gott diesen ganzen Aufwand getrieben. Gottes Sohn hat sich für dich in einen Futtertrog legen lassen, hat sich für dich ans Kreuz nageln lassen, um dir seine Liebe zu zeigen. Um dich zu retten! Der ewige Sohn Gottes ist Mensch geworden, damit du an ihn glaubst und er dich nach deinem Leben zu Gott deinem Vater tragen kann. Das ist der Kern. Darum geht es.
Du kannst dich natürlich nachher, wenn du aus der Kirche rausgehst, ein paar Mal kräftig schütteln und all das, was du jetzt hier gehört hast, hinter dir lassen.
Doch Gott lädt dich ein, das ernst zu nehmen, was du heute Abend hier erfährst. Er bittet dich, deinen Weg zu Christus, seinem Sohn, zu finden. Nicht nur heute, sondern immer wieder, wenn dieses Kind in der Krippe dich einlädt, zu ihm zu kommen.
Und wenn du in diesem Jahr vielleicht kein fröhliches Weihnachtsfest erlebst, wenn die Schale deines Lebens richtig hart ist, dann schau auf das Kind in der Krippe. Wenn du oder jemand anderes, der dir wichtig ist, schwer krank ist, wenn dich Sorgen drücken, wenn du in diesem Jahr zum ersten Mal alleine ohne deinen Mann, ohne deine Frau Weihnachten feiern musst, dann schau auf das Kind in der Krippe. Wenn du voller Angst und Sorge ins neue Jahr schaust, weil du nicht weißt, wie es weiter gehen soll, dann lass dir das sagen:
Besonders für dich wird es Weihnachten, denn dein Heiland Jesus Christus kennt alle deine Sorgen. Er selbst ist Mensch geworden und kennt alle deine Nöte. Er hat sich auf den Weg zu dir gemacht, um dir zur Seite zu stehen und mit dir zu gehen.
Liebe Gemeinde, lassen wir uns von dem ganzen Drumherum, so schön es auch ist, nicht vom Kern des Weihnachtsfestes abbringen.
Und den ganzen Predigt-Klimbim von Luftballons und Nüssen könnt ihr auch gleich wieder getrost vergessen.
Nur um das eine bitte ich euch: Vergesst nicht den Kern des Festes: Euch ist heute der Heiland geboren. Mit dem Christfest ist der zur Welt gekommen, der euer Leben heil machen kann.
Und wenn ihr gleich die Nuss mitnehmt, die euch hier im Gottesdienst geschenkt wird, dann nehmt sie mit nach Hause und lasst sie gerne liegen. Denn dann könnt ihr sie immer mal in die Hand nehmen und euch an den Kern von Weihnachten erinnern lassen. AMEN.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. AMEN.