Bei der Treue Gottes, unser Wort an euch ist nicht Ja und Nein zugleich. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern das Ja war in ihm. Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre.
Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.
Ihr Lieben,
Kennt ihr das Gefühl das entsteht, wenn man versetzt wird? Also, wenn ihr euch zum Beispiel für ein Treffen verabredet habt und die Verabredung nicht erschienen ist? Vielleicht habt ihr es ja noch nicht erleben müssen, kennt eine solche Szene aber aus einem Film, denn das kommt in Filmen häufiger vor als im Leben. Zum Glück, denn ich kenne das Gefühl, das sich da einstellt, wenn man versetzt wird gut.
Ich habe das ein ums andere Mal erlebt und ich sage euch, das ist ein echt blödes Gefühl. Es ist eine Enttäuschung, da habe ich mich auf den Weg gemacht und mir war wichtig pünktlich zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort zu sein und dann bin ich da und warte. Und warte weiter. Schaue auf die Uhr, 10 Minuten vorbei, 20 Minuten rum. Ich schaue aufs Handy, keine Nachricht, kein verpasster Anruf. Das ist echt enttäuschend und hinterlässt ein sehr unangenehmes Gefühl und das stellt fragen: Was bin ich eigentlich dem anderen wert? Bedeute ich ihm eigentlich etwas?
Solange es sich dabei um flüchtige Bekannte handelt, ist das vielleicht noch erträglich. Aber wenn es gute Freunde sind, die einen sitzen lassen oder sogar die eigenen Kinder oder Eltern, dann wird es dramatisch. Dann können Enttäuschungen und Selbstzweifel auch Überhand nehmen und die Beziehung nachhaltig oder sogar für immer stören.
Auch die Beziehung zwischen dem Apostel Paulus und der Gemeinde in Korinth war ziemlich angeknackst. Mehrfach hatte Paulus versprochen, die Gemeinde für längere Zeit zu besuchen. Aber daraus wurde nichts. Beim ersten Zwischenstopp hatte er sich gleich mit ein paar wichtigen Leute in der Gemeinde gestritten und war schnell wieder abgereist. Und vor einem weiteren Besuch hatte er ein so großes Unbehagen, dass er hin- und herschwankte, ob er diesen Besuch wirklich machen sollte. Wer sich den zweiten Korintherbrief mal vornimmt, in dem das alles drinsteht, wird schnell entdecken, wie wackelig Paulus da unterwegs ist.
Auf jeden Fall war er bei den Korinthern in Verruf geraten, weil man ihn nicht mehr für verlässlich hielt. Schnell kamen Stimmen auf, er sei – so wie er auftrete – gar kein richtiger Apostel. In seinen Briefen, da ist er immer so streng, klar und nimmt den Mund sehr voll, aber wenn er anwesend ist, dann agiert er eher hilflos und würde sich schnell wieder verdrücken.
So kommt eins zum anderen, wenn die Beziehung gestört ist. Da werden Dinge voneinander vermutet und behauptet, die gar nicht wahr sind oder maßlos übertrieben werden und am Ende hat man sich gar nichts mehr zu sagen.
Paulus versucht hier in unserm Bibelwort zu retten, was zu retten ist. Er merkt, dass die Korinther Gefahr laufen, seine Person und sein Handeln mit der Botschaft zu vermischen.
Weil sie ihn, Paulus, nicht mehr für verlässlich halten, stehen sie auch dem, was er ihnen von Jesus Christus verkündigt hat, skeptisch gegenüber. Sie fragen sich: Ist dieser Mann wirklich ein Bote Gottes? Kann man ihm vertrauen? Ist das, was er uns über Jesus erzählt hat, wirklich wahr?
Da werden Person und Amt des Apostels in unguter und schädlicher Weise zusammengeschmissen. Paulus beschwört sie deshalb, das auseinanderzuhalten:
Bei der Treue Gottes, unser Wort an euch ist nicht Ja und Nein zugleich. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern das Ja war in ihm.
Ja, es ist so, dass wir – die Verkündiger des Wortes Gottes – durch unser Verhalten manchmal Zweifel an der Aufrichtigkeit aufkommen lassen, dass wir den Eindruck vermitteln, es würden „Ja“ und „Nein“ zugleich gelten. Das darf aber nicht die Botschaft untergraben. Denn die ist und bleibt verlässlich, weil Christus verlässlich ist, weil Gott treu ist, weil das Wort Gottes und sein Wirken am Ende unabhängig ist von dem, der es ausspricht.
Natürlich schadet das der Glaubwürdigkeit, wenn ein Pastor oder, wer immer das Evangelium verkündigt, nicht das lebt und danach handelt, was er anderen aus Gottes Wort vermittelt. Aber dadurch wird die Botschaft selber nicht unzuverlässig. Die behält ihren Wahrheitsgehalt, weil Christus die Wahrheit ist, weil Gott unverrückbar zu dem steht, was er mit Jesus Christus schon Jahrhunderte zuvor im Alten Testament verheißen und versprochen hat.
Dieser Jesus Christus, will Paulus den Korinthern sagen, ist nicht plötzlich senkrecht vom Himmel gefallen. Er ist auch keine Erfindung von mir und meinen Mitstreiter, um uns wichtig zu tun und euch um uns zu scharen. Sondern Jesus Christus ist der, der schon vom Anfang der Schöpfung an von Gott vorherbestimmt war, um den großen Graben zwischen Gott und Mensch, der immer weiter wächst und uns von Gott entfernt, zuzuschütten.
Er wurde angekündigt durch die Propheten, und durch sein Leben und Wirken von der Krippe bis hin zu seiner Himmelfahrt wurde mit ihm alles erfüllt, was über den verheißenen Sohn Gottes aus Davids Stamm vorausgesagt war. Damit hat Gott schon vorab bestätigt, dass Jesus derjenige ist, welcher.
Es braucht und darf deshalb an ihm als den Retter der Welt keinen Zweifel zu geben. Schon gar nicht dadurch, dass sich seine Boten später nicht immer unbedingt als seiner würdig erwiesen haben. Das sind genauso fehlbare Menschen, wie alle anderen vor und nach Jesus Christus auch. Das Wort selber aber bleibt davon unberührt. Es bleibt gewiss und zuverlässig.
Auch daran gibt es heutzutage Zweifel. Denn so manch ein Zeitgenosse und vielleicht sogar manchmal wir selbst fragen nach, ob sich mit Jesus Christus wirklich alles erfüllt, was über ihn gesagt wird in der Bibel.
Wo sehen wir denn etwas davon, dass er die Welt rettet? Wo entdecken wir etwas von seinem Friedensreich, dass mit ihm angeblich seinen Anfang genommen hat? Wer schenkt uns die Gewissheit, dass mit dem Tod nicht doch alles aus ist, und wir danach zum ewigen Leben auferweckt werden?
Ja, da mögen die Verheißungen und Zusagen in der Bibel noch so klar und eindeutig sein und in sich schlüssig, aber wer nimmt uns die Zweifel daran, dass dieses Buch nicht insgesamt doch nur eine Ansammlung von Mythen und Legenden ist, die über Jahrhunderte hinweg fortgeschrieben wurde?
In der Tat, diese Zweifel, die Paulus seinerzeit wohl noch gar nicht im Blick hatte, machen einmal mehr deutlich, dass nur Gott selber die Zweifel an der Verlässlichkeit seines „Ja“ zu uns in Christus zerstreuen kann.
Genauso auch die Zweifel an ihm selbst, an seiner Existenz, und daran, dass wir mehr sind als nur ein verlorenes und unbedeutendes Staubkorn im unendlichen Universum.
Paulus sagt am Ende unseres Bibelabschnitts:
Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.
Ja, nur Gott selbst durch den Heiligen Geist kann uns die Zweifel nehmen, kann uns die Botschaft von Jesus Christus, von unserer ewigen Errettung, zur Gewissheit werden lassen. Der Heilige Geist, den wir bei der Taufe empfangen haben und der in uns sein Werk tut, der wird uns gegen alle Zweifel immer wieder das Vertrauen in die Botschaft schenken.
Im Gegensatz zu manchen bitteren Erfahrungen mit anderen Menschen lässt Gott uns nicht sitzen, er ist und bleibt verlässlich. Weder die Unfähigkeit und mangelnde Verlässlichkeit seiner Verkündiger, noch unsere eigenen Nöte damit, dass wir in unserem Alltag oft nichts merken von der Macht und Liebe Gottes, halten ihn davon ab, uns dennoch immer wieder das nötige Vertrauen in sein Wort zu schenken. Und das ist gut so. Denn nur so bleibt Jesus Christus das unumstößliche „Ja“ zu uns, auf das mit unserm „Amen“, mit unserm „Ja, so ist es“ antworten. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN.