Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben. Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.
Ihr Lieben,
“Mit dem Tod ist alles aus“ sagen die einen, die anderen sagen: “Nach dem Tod fängt erst alles an.” Wie ist das also mit dem ewigen Leben? Diese Frage stellt sich dir spätestens in dem Moment, wenn der endgültige Abschied da ist und deine Angehörige in Sarg oder Urne in die Grabstelle gesenkt wird. Kommt da noch was? Oder wars das damit? Dem einen oder anderen unter uns sind diese Fragen nahe und präsent, weil wir erst vor Kurzem im kleineren Kreis Abschied nehmen mussten und am Grab eines uns lieben und wertvollen Menschen standen.
Vor einigen Jahren gab es in der ARD die Themenwoche zum Thema Tod und Sterben. Da wurde in einem Erklärvideo für jüngere Menschen die Frage erläutert, ob nach dem Tod noch etwas kommt. “Niemand weiß das so ganz genau.” Hieß es da vermehrt. Euch kommt vielleicht - so wie auch mir - der Begriff Paradies in den Kopf. Also die Vorstellung oder sogar Überzeugung: Ein Leben nach dem Tod wird es geben. Aber wir wissen auch, dass dein Nachbar oder spätestens dein übernächster Nachbar das ganz anders sieht. Es gibt kein Leben nach dem Tod. Was es gibt, ist ein Leben vor dem Tod und das möge doch bitte vor dem Tod prall gefüllt sein mit wunderschönen Erlebnissen und vielen sorglosen und glücklichen Tagen.
Und mancher erlebt sein Leben vor dem Tod auch so. Jedenfalls hier bei uns. Und dann kommt der Tag des endgültigen Abschieds, und mit ihm ganz unvermittelt die Frage: Wars das jetzt? Oder kommt da noch was? Gibt es eigentlich so etwas wie eine Gebrauchsanweisung für das ewige Leben? Die Jünger von Jesus ahnen etwas davon, denn an einer Stelle sagen sie: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Jesus hat Worte des ewigen Lebens, das bedeutet, er hat die entsprechende Gebrauchsanleitung parat. Und diese Gebrauchsanleitung ist im Prinzip so einfach zu lesen, wie wenn du ein IKEA-Regal oder ein Lego Bausatz zusammenbaust. Nur wenige, aber wichtige Hinweise gibt es und sie sind festgehalten in der Gebrauchsanweisung fürs ewige Leben. 1. Gott sieht das ewige Leben für jede und jeden als Möglichkeit vor. 2. Seinetwegen muss niemand davon ausgeschlossen bleiben. 3. Gott setzt aus Liebe dafür alles ein. 4. Er sendet seinen Sohn auf die Welt. 5. In ihm haben wir das Leben.
In dem Video der ARD-Themenwoche wurde gesagt, niemand wisse so genau, was nach dem Tod kommt. Der Tag, an dem das ewige Leben kommt und alles verändert, zeigt sich aber auf eine unerwartete und ganz und gar überraschende Weise. So, als ob man im Tagebuch von Lazarus folgenden Eintrag nachlesen würde: Es war kurz vor dem Passahfest im Jahr 32. Ich kann es beim niederschreiben dieser Zeilen noch immer nicht wirklich fassen: Ich war tot und ich lebe wieder. Auch wenn ich es aufgeschrieben habe: Es ist eine verkehrte Welt! Ich war tot und ich lebe wieder. Es muss doch heißen: Ich habe gelebt und bin gestorben. Aber es stimmt. Ich war tot und lebe wieder, und das hat mit Jesus zu tun.
Meine beiden Schwestern, Maria und Marta, leben schon lange Zeit in Betanien. Jesus ist unser Freund. Immer, wenn er nach Jerusalem kommt, meistens zum Passahfest, übernachtet er bei uns. Betanien und Jerusalem sind nicht weit auseinander. Marta bewirtet ihn immer aufs Beste. Wir sind gerne mit ihm zusammen und reden über Gott und die Welt, auch über den Tod und das Leben. Jesus sagte einmal bei einem Besuch, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Wobei das sehr rätselhaft klang. Es klang irgendwie so, als ob das ewige Leben nicht erst nach dem letzten Atemzug, sondern schon in diesem Leben beginnt. Also so, als ob man schon mit einem Bein im Himmel ist. Naja: mir ging es schlecht, schon einige Tage. Ich war krank und niemand konnte herausfinden warum. Meine beiden Schwestern schickten jemanden los zu Jesus, der ihn in ihrem Namen bitten sollte, zügig zu kommen. Was da genau passierte, weiß ich nicht, jedenfalls blieb Jesus noch zwei Tage dort bevor er sich auf den Weg machte. Inzwischen ging es mir noch schlechter. Ich starb. Es ist doch schräg, das zu schreiben: Ich starb! Danach wurde ich bestattet. Vier Tage lag ich im Grab. Viele, sehr viele kamen, um zu trauern und meinen Schwestern beizustehen. Als Marte hörte, dass Jesus nach Betanien kam, ging sie ihm entgegen und erzählte ihm alles. Da sagte Jesus zu ihr: “Dein Bruder wird auferstehen!” Marta wusste ja, dass Jesus schon oft vom ewigen Leben gesprochen hatte und als er sie fragte ob, sie glaubt, dass Jesus selbst die Auferstehung und das Leben ist, sagte sie: „Ich glaube schon.“ Naja, dann lief sie zu Maria, sagte Jesus kommt, und Maria, voller Trauer, führte Jesus zum Grab. Und nun passierte höchst Erstaunliches. Jesus wollte, dass der Stein vor dem Grab weggerollt wird. Marta meinte, eingreifen zu müssen: “Jesus, du weißt schon, dass Lazarus nun vier Tage tot ist und schon anfängt zu verwesen, oder?” Jesus fragte sie noch einmal: “Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?” Dann betete Jesus und rief nach mir. Ich hörte seine Stimme und erkannte sie sofort. Ich hörte seine Stimme – fand mich im Grab wieder und ging heraus, ihm entgegen. Die Grabtücher, in die ich gewickelt war, banden Freunde los und legten sie zur Seite.
Viele Menschen weinten, vor Freude, voller Staunen, oder weil sie einfach kaum glauben konnten, dass ich es war, beziehungsweise bin. Andere hielten es für unwahrscheinlich, denken, es ginge nicht mit rechten Dingen zu und verfolgen böse Absichten mit Jesus. Aber wie ich hier bin und in mein Tagebuch schreibe: Ich war tot und lebe – durch das Wort von Jesus.
So einen Tagebucheintrag hätten wir auch gerne vor Augen – auch wenn wir an unsere Angehörigen denken, die nicht mehr unter uns sind. Aber im festen Vertrauen, dass sie auch Jesu Stimme gehört haben, wissen wir sie geborgen bei Gott. Was bei ihren Beerdigungen und an ihren Gräbern gesagt wurde, ist in Geltung: Kein Leid, keine Schmerzen, keine Tränen, auch kein Tod mehr!
Im Glauben sind wir mit ihnen verbunden. Wir hören diesseits des Todes auf die Stimme des Herrn und sie jenseits dieser letzten Grenze zwischen uns und Gott. Wir halten uns an diese doppelte Zusage von Jesus: “Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. (…) Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens.”
Mit dem Tod ist nicht alles aus. Jedenfalls nicht für die, die das Wort Jesu hören und gehört haben und dabeigeblieben sind. Die haben, sagt uns der Evangelist, Anteil am ewigen Leben. Auch dann, wenn wir an den Gräbern unserer Verstorbenen Abschied genommen haben. Einen Abschied auf Zeit. Bis wir uns wiedersehen in der Ewigkeit. Dafür bin ich Gott zutiefst dankbar! AMEN.